Kurdische Kräfte übernahmen die Stadtverwaltung, weitere Städte und Regionen folgten in den nächsten Tagen und Wochen. Daraus entstand zunächst die kurdisch dominierte Selbstverwaltung von »Rojava«, die nun als »Autonome Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien« verschiedene Ethnien und Religionen umfasst. Die Verwaltung besetzt Posten immer doppelt mit Männern und Frauen, es herrscht Meinungs- und Religionsfreiheit und soziale und kulturelle Aktivitäten werden aktiv gefördert.
International ist die Autonomieregion nicht anerkannt, aber ihr Militärbündnis »Demokratischen Kräfte Syriens« kämpfte innerhalb einer internationalen Koalition gegen den sog. Islamischen Staat, der 2015 in Kobane seine erste militärische Niederlage erleiden musste. Nach dem militärischen Sieg über die Dschihadisten intensivierten die Menschen in Nord- und Ostsyrien den Aufbau einer konföderalen und autonomen Selbstverwaltung, in der Minderheitenrechte, Gleichberechtigung und Demokratie das Handeln anleiten sollen.
Dieses demokratische Experiment ist jedoch der türkischen Regierung ein Dorn im Auge. 2018 schickte sie Panzer über die Grenze, um Afrin in Syriens Nordwesten zu besetzen. Unter stiller Untersützung Russlands und der USA brachte Ankara daraufhin noch weitere Territorien im Norden Syriens unter seine Kontrolle. Aller Widerstände zum Trotz exisiert die demokratische Autonomieregion weiter und versucht die Errungenschaften der Revolution weiter zu verteidigen.
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Drei Literaturtips
Christopher Wimmer; Sascha Hoffmann: Revolution von Assads Gnaden?. Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin 2022. https://www.rosalux.de/news/id/49673/revolution-von-assads-gnaden
Anja Flach; Ercan Ayboğa; Michael Knapp: Revolution in Rojava. Frauenbewegung und Kommunalismus zwischen Krieg und Embargo. VSA Verlag, Hamburg 2016.